Island: Von magischen Orten und Dingen, die ich über mich lernte…
Vor wenigen Tagen erhielt ich eine Nachricht von Facebook. Es war einer dieser Nachrichten, die ein kurzes Ziehen in der Magengegend verursacht, so wie die Nachricht eines Verflossenen oder eines längst verloren geglaubten Freundes, nach Monaten der Funkstille. Vielleicht war das jetzt etwas zu dramatisch, aber ein bisschen hat es sich so angefühlt.
Zwei ganze Jahre ist es mittlerweile her, dass ich in Island gearbeitet und gelebt habe. Vergessen habe ich das natürlich nicht. Die Nachricht von Facebook (die mich auf meine vor zwei Jahren aus Island geposteten Bilder aufmerksam machte) hat mich aber daran erinnert, wie schnell die Zeit vergeht und das die Sehnsucht nicht immer nachlässt. Ich denke oft an 2016 zurück. An das halbe Jahr, auf dieser wundervollen Insel aus Feuer und Stein. Und dann habe ich Fernweh. Fernweh, das ein bisschen mehr wie Heimweh ist.
Die Insel der rauen Romantik
Für mich ist Island mehr als ein erreichtes Reiseziel. Die Natur, die Menschen, die Vibes, die Geschichte, das alles hat mich tief berührt. Die unberührte raue Landschaft, macht die Insel zu einem riesigen Abenteuerspielplatz. Ein Abenteuerspielplatz mit Aussichtspunkten zum Träumen. Kurz gesagt: Island ist einfach magisch. Daher habe ich im Folgenden meine absoluten Lieblingsplätze für euch zusammengetragen und ein Resümee darüber gezogen, was Island mich lehrte.
Die Halbinsel Dyrhólae an der Südküste
Mein Für-Immer-Lieblingsplatz. Das Kap Dyrhólae („Türlochinsel“) ist nicht nur der absolute Hotspot für Spaziergänge und Sonnenuntergänge, sondern auch der Sammelpunkt der Puffins. Die niedlichen Vögel lassen sich hier zur Sommerzeit, besonders am Abend, wunderbar beobachten. Und das ganz ohne teuren Guide. Gezählt habe ich die Male, die ich auf der Halbinsel spazieren gegangen bin, nicht, aber es waren viele.
Dieser Ort ist zu jeder Tages- und Nachtzeit einen Besuch wert. Wer aber Magie erleben möchte, der sollte sich mit dem Sonnenuntergang verabreden.
Der Bergrücken Þórsmörk im Süden Islands
Nur die Harten wandern durch den Garten von Thor dem Wikinger-Gott. Jetzt werdet ihr euch fragen, was denn die Mutigen in seinen Garten lockt. Dieses Land, gewiss von Götterhand geschaffen, verzaubert alle, die den Blick nur einmal schweifen lassen. Ohne Blumen, ist das der schönste Garten, den ich jemals sah. Zwischen bunten Bergen, blauen Gletschern und klaren Flüssen, war ich dem Himmel so nah.
Wer gerne wandert und sich eine solche Aussicht nicht entgehen lassen möchte, der sollte unbedingt die circa achtstündige Tour von Þórsmörk nach Skógar unternehmen. Und damit ist alles gesagt.
Black Beach Reynisfjara an der Südküste
An einem Besuch der schwarzen Strände führt bei einem Island-Trip wohl kein Weg vorbei. Es lohnt sich aber auch. Der Reynisfjara-Strand ist wohl der schönste unter ihnen.
Die Höhle Halsanefshellir, die versteinerten Trolle, ich meine die Nadelfelsen im Wasser, und der Blick auf meine geliebte Halbinsel Dyrhólae machen den Strand zu etwas ganz besonderen. Von der schwarzen Lava, als Abwechslung zum weißen Sandstrand mal ganz abgesehen.
Der Strandabschnitt Víkurfjara, der durch den Berg Reynisfjall (dessen Rücken einer meiner weiteren Lieblingsplätze ist) vom Reynisfjara getrennt wird, ist ebenfalls einen Besuch wert. Egal ob es darum geht, die Wellen zu beobachten, die Sonne zu genießen, über die drei versteinerten Trolle zu philosophieren, spazieren zu gehen, zu joggen (okay das ist wirklich anstrengend), oder zu reiten, der Black Beach in Vík macht das alles möglich.
Falls ihr einen kleinen Ausritt am Strand entlang unternehmen wollt, findet ihr hier einmal den Kontakt: Vik horse adventure.
Der Berg Reynisfjall in Vík í Mýrdal an der Südküste
Der Weg hinauf auf den Rücken des Berges Reynisfjall ist steil. Oben angekommen, lohnt sich die Aussicht aber umso mehr. Der weite Blick über Vík und Umgebung ist einfach traumhaft.
Und es wird noch besser: Von der äußersten Spitze des Berges, die in das Meer hinein reicht, hat man nicht nur uneingeschränkte Sicht über das tiefblaue Wasser, sondern auch den besten Blick auf die versteinerten Trolle.
Es ist definitiv einer dieser magischen Orte. Warum das so ist, weiß ich nicht genau.
Der Stratovulkan Snæfellsnesjökull und Umgebung
Die Erkundungstour auf der Halbinsel Snæfells im Westen Islands, war definitiv einer der Highlights meiner Rundreise, die an den Work&Travel-Aufenthalt in Südisland anknüpfte. Der westliche Teil der Halbinsel, insbesondere der Stratovulkan Snæfellsnesjökull und dessen Umgebung, sind unbeschreiblich schön.
Dass wir (mein Freund und ich) uns dann noch ziemlich spontan für eine Gletschertour auf den Snæfellsnesjökull mit dem Snowcat-Mobil anmeldeten, war eine Entscheidung die sich lohnen sollte. Zugegeben, diese Tour war das Gegenteil von günstig. Aber: Hätte ich vorher gewusst was uns erwartet, ich hätte auch das doppelte gezahlt. Den Ausblick werde ich nie vergessen.
Snæfells ist durch die Vielfalt der Landschaft übrigens perfekt dafür geeignet, so viel wie möglich von Island mitzunehmen, wenn nicht ganz so viel Zeit bzw. Urlaubstage zur Verfügung stehen.
Der Ferienort und Reiterhof Húsey im Osten Islands
Für alle, die die Ruhe der Natur und/oder Pferde lieben, ein echter Geheimtipp.
Húsey liegt mitten im berühmten Nirgendwo. Entschleunigung wird hier groß geschrieben. Ich verbrachte dort eine wundervolle Woche bei tollstem Wetter, netten Leuten und dem ein oder anderen Wettreiten am Strand.
Der Osten Islands, ist neben der Südküste, landschaftlich ein echter Traum. Und von Landschaft hat Húsey auf jeden Fall mehr als genug.
Oh, das waren ja schon sieben. Natürlich ist diese Liste nicht vollständig. Das würde an dieser Stelle deutlich den Rahmen des Beitrages sprengen. Es soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass isländischen Berühmtheiten wie der Gulfoss, der Geysir und ja auch Reykjavik definitiv eine Reise wert sind.
Hinterher weiß man wirklich mehr
Erst einige Zeit später zurück in Hamburg, als der Koffer mit all den schönen Erinnerungen an atemberaubenden Orten, magischen Momenten und wortwörtlich tausenden von Bildern schon längst ausgepackt war, stellte ich fest, wie viel mir dieses besondere Fleckchen Erde, über mich selbst beigebracht hatte.
Dinge, die Island mich lehrte
1. Mit mir alleine zu sein, ist kein Problem
Das klingt vielleicht banal, ist aber wichtig. Dadurch, dass ich im Hotel gearbeitet und mit Jana, meiner Kollegin und mittlerweile Freundin zusammenwohnte, hatte ich zwar viel Kontakt mit Menschen, aber meine freien Tage, an denen ich sehr häufig Erkundungstouren unternahm, verbrachte ich oft allein. Gestört hat mich das nicht. Wirklich einsam gefühlt habe ich mich in den sechs Monaten nie. Vielmehr habe ich es zu schätzen gelernt, einen Ort und einen Moment außerhalb der eigenen vier Wände für mich ganz allein zu haben.
2. In mir schlägt ein kleines Wikinger-Herz
Das ist wohl auch einer der Gründe, warum ich mich damals für Island entschied. Und der Grund warum ich ein Fan der Serie „Vikings“ bin. Kaum in Island angekommen, fühlte ich mich sofort mit dem Land verbunden. Da war dieses spontane „hier gehöre ich hin-Gefühl“. Deshalb ist ein Teil von mir auch da geblieben. Und auch wenn (vielleicht) nicht alle Isländer von den Wikingern abstammen, die Mentalität tut es auf jeden Fall.
3. Ich bin belastbarer als ich dachte
Jeder längere Aufenthalt im Ausland, fern von Familie, Heimat und den geliebten Gewohnheiten ist aufregend und manchmal auch ziemlich nervenaufreibend. Von mir selber habe immer geglaubt, nicht gerade der Typ für eine Auszeit im Ausland zu sein. Island hat mir gezeigt, dass das Gegenteil der Fall ist. Und auch das ein Busfahrer , der mich mitten in einem Schneesturm irgendwo am Straßenrand rauslässt, eine Wanderung auf totalen Irrwegen, eine Fahrt über eigentlich nicht mehr befahrbares Terrain mit einem Chevrolet Spark und die tägliche Verantwortung ein Zwei-Gänge-Menü für eine hungrige Reisegruppe zu kredenzen, meine Nerven höchstens zum summen bringen.
4. Gastronomie macht mir Spaß
Das ich das mal schreibe hätte ich nie geglaubt. An meinen ersten Job in der Eisdiele, ich war sechzehn und ja ich brauchte das Geld, erinnere ich mich nicht gerne zurück. In der Gastronomie wollte ich seitdem nie wieder arbeiten. Island und insbesondere meine herzliche und menschliche Gastfamilie, für die ich in ihrem kleinen Hotel arbeitete, belehrten mich eines Besseren. Ich habe gerne für die Gäste das Abendessen gekocht, es serviert und mit ihnen geplaudert. Und ich würde es jeder Zeit wieder tun. Aber wahrscheinlich nur in Island und nur im Volcano Hotel.
5. Orte wie Island sind meine Definition von Glück
Ich glaube, da gibt es gar nicht mehr zu schreiben.
Solltet ihr also einen Work&Travel-Aufenthalt planen, könnt euch aber nicht entscheiden, wohin es gehen soll oder aber euer Finger zeigt auf der Weltkarte noch nicht auf ein bestimmtes Reiseziel für den nächsten Urlaub, dann bezieht dieses wundervolle Fleckchen Erde auf jeden Fall in eure Überlegungen mit ein. Für anschließendes Fern- bzw. Heimweh übernehme ich allerdings keine Haftung!
Was mich interessiert
Gibt es für euch ein Land, ein Ort, ein Fleckchen, neben eurer Heimat, an dem ihr euch Zuhause fühlt und nicht genau wisst warum?
Achja, die Nachricht von Facebook habe ich nicht gelöscht. Manchmal bedeutet dieses kurze Ziehen in der Magengegend nämlich auch die Erinnerung an eine verdammt schöne Zeit.
PS: Wenn ihr mehr über meine Zeit in Island erfahren möchtet, schaut doch einfach auf meinem Island-Blog Haeiceland vorbei.