Drei Tage in Las Vegas und ein Stopp im Yosemite-Nationalpark
Gegen Vormittag machten mein Bruder und ich uns auf den Weg von Los Angeles, der ersten Station unserer Kalifornien-Rundreise, nach Las Vegas. Etwas mehr als vier Stunden dauerte die Fahrt, inklusive Reifen-Luft nachfüllen bei mindestens 50 Grad in der prallen Sonne. Yeah! Der Weg durch Nevada (das seinem Namen alle Ehre macht) war heiß und ziemlich eintönig.
Die Landschaft, links und rechts der immerzu geraden Straße, ist trocken und nur die Hügel am Horizont bieten hier und da eine optische Abwechslung… Hört ihr auch gerade diese Melodie à la Spiel mir das Lied vom Tod?… Das ein oder andere Diner und die uralten Werbeplakate am Straßenrand versicherten uns dann aber doch, dass wir nicht in die totale Einöde fuhren. Aber macht nicht auch genau das einen Roadtrip aus? Ich finde schon!
Hello Las Vegas
Spektakulär wurde es dann, als wir nach Las Vegas hineinfuhren. Besonders vor dem Hintergrund, dass wir uns immer noch mitten im Nirgendwo befanden, wirkte die Stadt, die auf einmal vor unseren Augen auftauchte, fast wie eine Fata Morgana. Mein erster Eindruck: Eine Mischung aus luxuriöser XXL- Hotelanlage und Freizeitpark. Nur als wir an dem goldenen Trump-Tower vorbeifuhren, musste ich kurz gegen die aufkommende Übelkeit ankämpfen.
Am Hotel angekommen begrüßte uns die Rezeption mit der guten Nachricht, dass das Hotel über einen eigenen Shuttle-Service zum Strip verfüge. Denn auch wenn dieser „nur“ einen 25 minütigen Fußmarsch von uns entfernt lag, konnte wir uns beim besten Willen nicht vorstellen, dort anzukommen bevor wir geschmolzen waren. Das Auspacken der Koffer konnte nach Bezug unseres Zimmers dann auch getrost warten, denn die Rufe des Pools, den wir von unserm Zimmer aus sehen konnte, wurden immer lauter. Bei gefühlt dreistelligen Temperaturen ein Segen.
Im Schatten und mit nassen Haaren ließ es sich dann auch tatsächlich ganz gut aushalten.
Für den Abend war natürlich eine Fahrt zum Strip geplant. Und was passiert, wenn man sich freut abends gemütlich mit dem Shuttle auf die Vergnügungsmeile zu fahren? Richtig, der Shuttle-Bus ist kaputt! Wie war das nochmal mit den 25 Minuten laufen und dem „Lieber nicht“. (Nur gut, dass er an den anderen beiden Abenden problemlos fuhr). Irgendwie schafften wir es dann aber doch zu Fuß ans Ziel.
Und während es immer dunkler wurde, liefen wir den endlos langen Strip auf und ab, schauten dem Wasserspiel am Bellagio Hotel zu, schlenderten durch die Casinos und waren in einem Moment noch in Paris, dann in Venedig und anschließend in New York. Die vielen blinkenden Lichter, die bunt und auffällig gekleideten Menschen und die großen Hotels mit eigenen Spielhallen und Einkaufsmeilen, trugen dann noch ihr Übriges dazu bei, den Bezug zur Realität in die Ferne rücken zu lassen. Definitiv verrückt, aber besonders!
Als wir gegen 03:00 Uhr in der Nacht den Heimweg antraten, waren es noch kuschelige 39 Grad. Warum auch nicht?
Und täglich grüßt…
In den nächsten zwei Tagen pendelten wir zwischen Bett und Liegestuhl, Schatten und Sonne, Pool und Strip hin und her. Eigentlich war das anders geplant. Oder auch zu wenig. Die Besichtigung des Grand Canyons stand rot eingekreist auf der To-do-Liste für unseren Aufenthalt in Las Vegas. Blöd nur, dass wir übersehen hatten, dass die Fahrt zu unserem ausgewählten Ziel (dem South Rim im Grand Canyon- Nationalpark) gut und gerne über fünf Stunden dauern kann.
Da der zwei Stunden entfernte „Grand Canyon“, der in Las Vegas als gigantisches Erlebnis beworben wird, eigentlich gar nicht der Grand Canyon ist und sich ein Besuch dort, besonders im Vergleich mit dem South oder North Rim des Nationalparks, nicht lohnen soll, nutzen wir den Tag lieber zur Erholung am Pool. Zehn Stunden Autofahrt an einem Tag in der Hitze Nevadas und nochmal so viele Stunden im Grand Canyon-Nationalpark, waren da einfach nicht drin. Etwas ärgerlich ist das natürlich schon, aber die Tage in Las Vegas waren auch so ein tolles Erlebnis. Und wie war das nochmal: Alles kann, nichts muss!
3 Tipps für einen entspannten Aufenthalt in Las Vegas
- Unbedingt ein Hotel mit Shuttle-Service zum Strip und einem Pool buchen. Ich wage jetzt einfach mal zu behaupten, dass bestimmt so gut wie jedes Hotel, das in einiger Entfernung zum Strip liegt, einen eigenen Shuttle-Service besitzt, ist es doch durchgehend heiß in Las Vegas. Daher ist auch ein hoteleigener Pool (zumindest aus meiner Sicht) unverzichtbar. In Las Vegas bekommt man übrigens schon für vergleichsweise wenig Geld ein wirklich gutes Hotel. Wir zahlten umgerechnet 120 Euro, für drei Nächte und waren absolut zufrieden.
- Der Strip ist am Abend und in der Nacht ein echtes Highlight. Nicht zuletzt auf Grund der Temperaturen, fuhren wir immer erst gegen Abend auf den Strip. Die Atmosphäre und Wirkung der Vergnügungsmeile verleiht erst im Dunkeln ein echtes Las Vegas-Feeling.
- Einen Ausflug zum Grand Canyon besser planen als wir. Wenn ihr den South oder North Rim im Grand Canyon Nationalpark besuchen möchtet, plant am besten eine extra Übernachtung Vorort ein. Das bewahrt euch entweder vor einem halben Tag im Auto, oder davor auf einen Trip zum Canyon verzichten zu müssen. Dabei kann dann auch ruhig den extra Tag in Vegas streichen.
Ein paar letzte Worte zu Las Vegas
Viva Las Crazy, Baby! Künstlich, dekadent, verrückt, größenwahnsinnig und heiß sind nur ein paar der Adjektive die mir einfallen, um diese Stadt zu beschreiben. Es sind aber nur meine ganz persönlichen, denn bei meinem Bruder klingen die nämlich so: aufregend, bunt und fröhlich.
Unser beider Eindrücke treffen bei mir auf Zustimmung. Las Vegas mit eigenen Augen zu sehen ist auf jeden Fall unvergesslich und wenn es bereits als Ziel auf eurer Liste steht, kann ich euch nur dazu ermutigen.
Was mich sehr positiv überrascht hat und was ich als überaus angenehm empfand, war die Stimmung auf dem Strip, auch noch mitten in der Nacht. Paare, Familien und feierwütige Junggesellen besichtigten und bestaunten die Vergnügungsmeile oder feierten friedlich vereint. Unangenehm aufgefallen ist dort niemand. Da kann sich auch die Reeperbahn in Hamburg ruhig mal von inspirieren lassen.
In Las Vegas Leben und das auch noch freiwillig, kommt für mich allerdings so gar nicht in Frage. Für die Naturfreaks unter uns (ich zähle mich dazu) ist diese Umgebung auf Dauer wohl der reinste Horror. Für Junggesellenabschiede, oder alle anderen Anlässe zum Feiern und Spaß haben, ist Mann/Frau hier aber auf alle Fälle mehr als richtig!
Ein wunderschöner Nationalpark, Waldbrände und eine (leider) vorzeitige Abreise nach San Francisco
Sieben Stunden Roadtrip lagen vor uns, als wir früh morgens Las Vegas hinter uns ließen. Unser Ziel: Der Yosemite-Nationalpark. Glücklicherweise verging die Fahrtzeit relativ schnell, da die Landschaft, vor allem je näher wir dem Nationalpark kamen, dank blühender Vegetation, Seen und steinigen Hügeln, immer schöner wurde. Die zwei Stunden, die die Fahrt durch den Nationalpark (ohne Anhalten, aber ich wette das schafft man bei diesem Ausblick nicht) dauerte, zählen also im Grunde gar nicht mit.
Den Park einmal mit dem Auto zu durchqueren (was sich von Las Vegas aus kommend anbietet), kann ich wirklich nur empfehlen. Ich habe zwar nicht mitgezählt wie oft wir anhielten um die schöne Aussicht zu genießen und diese bildlich festzuhalten, aber es waren viele Male.
Die raue Natur mit ihren steingrauen Bergen, dem saftigen grün der Bäume und Wiesen und den tiefblauen Seen ist wirklich beeindruckend und zutiefst beruhigend. Daher trauten wir unseren Augen auch kaum, als wir plötzlich an einem See mit Strand anhielten. Da die Sonne (anderes als erwartet) vom Himmel brutzelte, taten wir das einzig naheliegende und legten uns an den Strand, am See, in den Bergen. Der perfekte Ort um sich von der ermüdenden Autofahrt zu erholen.
Gegend Abend fuhren wir dann zu unserer Unterkunft nach Groveland, am Fuße des Parks. Sowohl das über 150 Jahre alte Haus in dem wir wohnten, als auch die Gemeinde an sich, versprühten ihren ganz eigenen Charme. Zurück zum Ursprung, trifft es hier ganz gut. Nach einer ordentlichen Pizza und einem kleinen Rundgang durch Groveland, war es auch schon ziemlich dunkel geworden.
Am nächsten Morgen erwartete uns dann etwas, womit wir so gar nicht gerechnet hatten: Die neusten Meldungen auf der offiziellen Seite des Yosemite-Nationalparks verkündeten große Waldbrände, die damit verbundene Schließung einiger Viewpoints und eine schlechte Luftqualität im Park. Bereits in unserer, eine Stunde vom Parkeingang entfernten Unterkunft, war der Rauch sichtbar und brannte in der Nase. Da das Wandern im Park somit nicht mehr in Frage kam, beschlossen wir kurzerhand und vorzeitig nach San Francisco aufzubrechen und buchten uns dementsprechend schnell ein Motel. Da in Groveland für einen ganzen Tag und einen weiteren Abend leider viel zu wenig los ist, erschien uns diese Lösung als beste Alternative. Und einen Tag mehr in San Francisco, ist nun auch nicht das Schlechteste.
3 Tipps für einen entspannten Aufenthalt im Yosemite-Nationalpark
- Sommer, Sonne, Sonnenschein, ist nicht immer wünschenswert. Gut, wir hatten wohl auch Unglück im Glück, denn eigentlich ist gutes Wetter und Sonnenschein ja nie verkehrt, schon gar nicht im Urlaub. In unserem Fall wären ein paar Grad und Wolken weniger aber durchaus praktisch gewesen. Vielleicht solltet ihr daher nicht unbedingt in den heißesten Monaten in den Yosemite-Nationalpark fahren, um so das Risiko durch Waldbrände nicht alle Teile des Parks sehen zu können, zu umgehen.
- Für Naturfans empfiehlt sich ein längerer Aufenthalt im Nationalpark. Ich wäre sehr gerne länger geblieben, um jede Ecke des schönen Parks zu genießen und finde auch jetzt noch die Idee im Park selbst zu Zelten sehr reizvoll. Wer weiß, vielleicht bietet sich irgendwann ja noch einmal die Gelegenheit dazu.
- Auf der offiziellen Seite des Nationalparks über aktuelle Infos, Wetter- und Parkbedingungen informieren. Hilft ungemein den Aufenthalt im Park zu planen und einen Ausflug in die Wildnis sicher und gut vorbereitet zu starten.
Ein paar letzte Worte zum Yosemite Nationalpark
Los Angeles, San Diego, Las Vegas, San Francisco? Alles schön, spannend und sehenswert. Aber erst an Orten wie dem Yosemite-Nationalpark geht mir persönlich das Herz auf. Dementsprechend wäre ich gerne mit einem Zelt bewaffnet dort geblieben. Solltet ihr den Yosemite-Nationalpark schon auf eurer Liste mit Reisezielen haben, unterstreicht ihn am besten gleich nochmal. Falls nicht, schreibt ihn dazu und unterstreicht ihn dann. Es lohnt sich!
Fortsetzung folgt…
Nächste Woche erfahrt ihr alles rund um unseren Aufenthalt in San Francisco und einem Ausflug zum Highway 1.
Ein Kommentar zu „Kalifornien-Rundreise XXL: Viva Las Crazy, Viva Yosemite“